Weihnachtsgruß
In der Advents- und Weihnachtszeit spielt die Lichtsymbolik eine große Rolle. Beim Propheten Jesaja, der im 8. Jh. vor Christus lebte und wirkte, lesen wir bereits „das Volk, das im Dunkeln lebte, sieht ein helles Licht“.
Der Texter und Komponist geistlicher Lieder, der Priester Peter Gerloff, verfasste 2010 einen Text zu einer Melodie aus dem 16. Jh., die Eingang in unser Gotteslob gefunden hat. „Ein Bote kommt, der Heil verheißt“ (GL 528). In dem Marienlied mit christologische Ausrichtung heißt es in der zweiten Strophe „Das helle Licht der Ewigkeit trifft unsre Dunkelheiten.“
Wir dürfen diesen Satz sowohl allgemein als auch persönlich verstehen. Oft ist unsere Sprache von einer negativen Weltsicht geprägt und wer wollte auch bezweifeln, dass wir nicht vieles in dieser Welt zu bedauern haben. Es gilt aber auch, dass es Dunkelheiten in uns gibt – wer wollte das ehrlicherweise leugnen.
Könnte doch nur das helle Licht der Ewigkeit auf diese Dunkelheiten in der Welt und in mir treffen. Gegensätze werden offenbar. Ja, sie werden miteinander versöhnt: Licht und Dunkel, Augenblick und Ewigkeit, Leben und Tod. Ich stelle mir diese Begegnung wie eine Explosion, einen Impuls eine Dynamik vor, aus der heraus die Welt und ich verwandelt werde. Wenn mit der Geburt Jesu, ein Augenblick der Erdenzeit zum Angelpunkt aller Zeit wird, werden wir Zeugen und Zeuginnen wie Gott unser Menschenlos, auch unsere Dunkelheiten, mit uns teilt (siehe 2. Str.). Unerhört, was uns über einen Zeitraum von fast dreitausend Jahren, von Jesaja bis heute, zugesprochen wird.
Unerhört oder eher ungehört? – Wo sind die Menschen, die in aller Trostlosigkeit auf das Kommen des Herrn warten, die nach dem Licht suchen, es ersehnen? Wir wollen rufen „Wachet auf!“, doch der Ruf verklingt. Corona hat die Menschen aus den Kirchen vertrieben, jetzt ist es oft zu kalt, weil wir nicht mehr so heizen wie zuvor. Sind das die letzten Beweggründe, die von der großen Dynamik der Menschwerdung Gottes geblieben sind?
Heute ist Dienstag nach dem dritten Advent, den wir „Gaudete“ nennen. „Freuet euch!“ wird uns zugerufen, denn, wie es in einem neuen geistlichen Lied heißt, „durch einen Türspalt dringt Licht aus dem Festsaal. In unser Zimmer der Diesseitigkeit…“. Wir können das Licht erahnen, das die Dunkelheit erhellt – tun wir es? Tun wir es! Sie sind herzlich eingeladen!
Das Pastoralteam der Kirchengemeinde St. Ludgerus wünscht Ihnen und Ihren Familien ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest und ein von Hoffnung erfülltes neues Jahr.
P. Andreas Hohn OMI, Pfarrer