Pfarrkirche St. Ludgerus in Weseke

Im Zentrum unserer Kirchengemeinde steht unsere Pfarrkirche St. Ludgerus. Sie ist von Weiten schon durch ihren 75 m hohen Kirchturm zu erkennen und prägt das Stadtbild von Weseke.

Die Pfarrkirche St. Ludgerus wurde erst gerade neu saniert. Die Renovierungszeit dauerte vom 03. Mai 2021 bis zum 26. Februar 2023. Während der Renovierungszeit wurde stattdessen das nebenan stehende Pfarrheim St. Ludgerus Weseke für die Eucharistiefeiern und Andachten genutzt.

Die Gottesdienstzeiten können der "St. Ludgerus Aktuell" oder auch der "Gottesdienstzeiten" entnommen werden.

Bei Interesse an einer Kirchenbesichtigung wenden Sie sich bitte an das Pfarrbüro.

Historik der Pfarrkirche St. Ludgerus

Als Pfarrer Constantin Beermann im Mai 1872 nach Weseke kommt steht noch die alte Ludgeruskirche. Der Bau einer neuen Kirche soll sein Lebenswerk werden. Anfangs hat man über Erweiterungspläne der alten Kirche intensiv nachgedacht, weil man die Kosten für die Errichtung einer neuen Kirche scheut.

Zu diesen Überlegungen schreibt Pfarrer Beermann:
"Die Kirche war für die Gemeinde viel zu klein. Seit vielen Jahren hat man die verschiedenen Pläne überlegt, um die Kirche zu erweitern, da man die Kosten eines Neubaus scheute. Es wurde an der Südseite eine neue Sakristei angebaut. Die alte Sakristei an der Nordseite wurde mit Bänken besetzt. Die großen Chorstühle wurden beseitigt, um Plätze zu gewinnen.

Auch der Kulturkampf, unter dem die Seelsorge in Weseke allerdings nicht sonderlich zu leiden hatte, hindert daran, weitere Pläne zu überlegen und umzusetzen. Die alte Kirche wird immer baufälliger, bis man 1890 den Bau einer neuen Kirche beschließt, die zum Jubiläum des 500 jährigen Bestehens der Pfarre St. Ludgerus bereits eingeweiht werden soll. Mit dem Entwurf und der Planung für das neue Gotteshaus wird Architekt Hertel aus Münster beauftragt.

Bereits im August 1892 ist die alte Kirche abgetragen, und der erste Spatenstich für die Fundamentarbeiten findet am 12. September 1892 statt. Die feierliche Grundsteinlegung findet am 8. Juni 1893 statt. Einem Bericht aus dem Borkener Wochenblatt von Samstag, dem 17. Juni 1893, 27. Jahrg.., sind anlässlich der Grundsteinlegung zur jetzigen Weseker Kirche einige geschichtlich interessante Erwähnungen zu entnehmen, die hier zitiert werden sollen: ,, Am 8. Juni feierte die Gemeinde in überaus wohltuender und edler Weise ein unvergessliches Doppelfest, nämlich die Grundsteinlegung zur neuen Kirche und das bis dahin verschobene Jubiläum Sr. Heiligkeit, des Papstes Leo XIII.

Das Fest gestaltete sich sowohl zu einer herrlichen kirchlichen Feier als auch zu einem wahren, vom kirchlichen Geiste getragenen und in edler Weise gehaltenen Volksfest. Schon lange hatte sich die Gemeinde auf dieses Fest gefreut. Es wurden viele Vorbereitungen getroffen, besonders von den aus Söhnen der hiesigen Gemeinde bestehenden kirchlichen Gesangs- und Musikchören.

Als daher zur festgelegten Stunde feierliches Geläute und Böllerschüsse den Anfang des Festes verkündeten, war die ganze Gemeinde an der Notkirche versammelt. Von dieser bewegte sich der Zug in feierlicher Prozession unter Absingen passender Kirchenlieder, die von dem Musikchor begleitet wurden, zu der neuen Kirche.

Hierselbst nahm Pfarrer Beermann die Grundsteinlegung im Auftrag des hochwürdigsten Bischofs vor. Darauf bestieg Herr Pfarrer Hövel aus Ramsdorf die eigens dazu errichtete Kanzel und hielt eine begeisternde Ansprache. Mit dieser ergreifenden Rede schloss die Grundsteinlegung, und der Zug bewegte sich nunmehr zu der nahegelegenen, zum Andenken an den vorigen Papst gepflanzten Pins-Eiche. Der Kirchenchor trug hier in brillianter Weise das Jubiläumslied für gemischten Chor mit neunstimmiger Instrumentalbegleitung von Haller vor.

Interessant ist der Hinweis auf die Pius-Eiche, die zum Andenken "an den vorigen Papst" gepflanzt wurde.

Es ist dies Pius IX., der von 1846 - 1878 sein Pontifikat hatte. Die Eiche steht noch heute vor dem Feuerwehrhaus, so dass sie etwa 115 Jahre alt ist. Bei dieser Gelegenheit soll auch darauf hingewiesen werden, dass sich unter der Eiche eine Flaschenpost befinden soll.

Unter großem Aufwand und Arbeitseinsatz erfolgt bis Ende 1893 der Aufbau der neuen Kirche, und auch das Dach wird bereits erstellt. Im Jahre 1894 wird der Turm hochgezogen und der Turmholm aufgesetzt. Noch in den Wintermonaten 1894 erfolgen die restlichen Arbeiten am Glockenstuhl; die Glocken werden eingehängt, dürfen aber wegen der Aushärtung des Mauerwerks erst ab 1897 benutzt werden.

Das Kreuz und der Hahn auf dem Turm der Kirche werden am 11. September 1894 von ,,Polier Hermann", wie es heißt, aufgestellt. Wie sehr alle Bevölkerungsteile bei der Finanzierung des neuen Gotteshauses verdingt werden, zeigt eine handschriftliche Aufstellung über die finanziellen Leistungen der Zeller Rickert, die von November 1890 bis November 1894 jährlich 4000 Mark, also insgesamt 20.000,00 Mark zahlen, was für damalige Verhältnisse eine große Geldsumme bedeutet.

Architekt der neuen neugotischen St. Ludgeruskirche ist der Baumeister Hertel aus Münster. Die Kirchenweihe erfolgt durch den hochwürdigen Herrn Bischof Hermann Dingelstadt von Münster am 11. Juli 1895.

Baugeschichtlich ist anzumerken, dass es durch die Mitte des 19. Jahrhunderts erwachsende neue Prosperität (Periode allg. wirtschaftlichen Aufschwungs), zu einem verstärkten Bevölkerungswachstum kommt, welches auch eine steigende Bautätigkeit auf dem sakralen Sektor mit sich bringt.

Dies ist auch die Zeit des aus einer Kirchenbaumeisterdynastie stammenden Hilger Hertel d. J. (1860 - 1918). Er baut die historische Stilformen wiederholende neue Weseker Kirche im Stile der Neugotik.

Das Langhaus besteht aus einer dreijochigen Halle mit zentralisierendem Mitteljoch sowie polygonal (Vieleckig) geschlossenen Chören. Der Kirchenraum ist ruhig und klar gegliedert. In weiten Abständen stehen die mit Wulstkapitellen versehenen runden Stützen, die das Kreuzrippengewölbe tragen, das seine Last über die Kreuzrippen im Chorbereich in die sogenannten Dienste, die durch Strebepfeiler verstärkten Außenwände, ableitet. Im übrigen Langhaus enden die Kreuzrippen auf Konsolen. In den schmaleren Seitenschiffen sind die Gewölbe des Querhauses hinaufgerückt (gestelzt), um die gleiche Scheitelhöhe wie im Mittelschiff zu erreichen.

Mit den sehr hohen 3- bzw. 5- teiligen Fenstern, deren hochgotisches Maßwerk die klassischen Stilelemente Paß- und Blattformen aufweisen, ist der Raum von den Seiten hell durchlichtet - eine echte westfälische Hallenkirche. Nach den Zerstörungen des 2. Weltkrieges werden die Kirchenfenster zuerst mit einer Notverglasung geschlossen, die alsbald durch neue, von verschiedenen Weseker Familien gestiftete Fenstern ersetzt werden, was auch als Beweis eines tief verwurzelten Glaubens-und Frömmigkeitsgefühls gelten mag. Mit der Liturgiereform des 2. Vatikanums werden diese dann 1963 - 1966 durch die jetzigen modernen Fenster von Jupp Gesing aus Herne ersetzt.

Das äußere Erscheinungsbild der mächtigen 3- schiffigen Hallenkirche im Stil norddeutscher Backsteingotik wird bestimmt durch ihren trutzigen mit vier polygonalen Ecktürmen versehenen Westturm, der in einen oktogonalen (achteckigen) Turmhelm mündet und sich weithin sichtbar (Turmhöhe 75 m), gleichsam als Zeigefinger Gottes über die westmünsterländische Parklandschaft erhebt. Die Ausmaße mit einer Länge von 37 Metern und einer Breite von 19,5 Metern werden deutlich, wenn man sich die verarbeiteten Massen veranschaulicht. Die verwendeten Materialien sind dem hiesigen Raume entnommen.

Das Langhaus ist geprägt durch ein betonendes Querhaus mit Quergiebeln. Über den Maßwerkfenstern der Querschiffgiebel mit Kreuzblume befindet sich eine reichhaltige Spitzbogengliederung im Sinne der Backsteingotik. In den Zwickeln von Längs- und Querschiff eingebaute Seitenkapellen unterstreichen noch den Charakter einer mächtigen Gottesburg. Durch Kaffgesimse gestufte Strebepfeiler, sowie die vier Ecktürmchen am Hauptturm, betonen die Vertikale, wobei letztere den Übergang vom viereckigen Hauptturm in den achteckigen Turmhelm verdecken.

Die Betonung der Vertikalen und der durch diesen Baustil besonders erzielte Triumph des Raumes über die Körperlichkeit des Steines widerspiegeln die geistige Potenz der Gotik (und damit auch der Neugotik), nämlich, das Sehnen und Streben nach Gott" (Himmlisches Jerusalem).

Der Text wurde aus der Jubiläumsfestschrift "Kirche in Weseke" aus dem Jahre 1995 entnommen.

 

Pfarrkirche St. Ludgerus
Kirchplatz 1
46325 Borken-Weseke

Innensanierung Pfarrkirche St. Ludgerus